„Wir müssen das mobile first designen. Sonst schaffen wir keine gute User Experience“. Wer hat den Satz schon einmal gehört?
Wir hören ihn häufig, weil wir viele Websites auf unterschiedlichen Devices testen. Das macht auch durchaus Sinn, da die Zahl an mobilen Usern einfach drastisch zunimmt. Laut Prognose werden 2018 ca. 3,02 Milliarden Nutzer mobiles Internet nutzen – je entwickelter das Land, desto höher ist die tägliche Nutzungsdosis.
Ich habe das Gefühl, dass diese Entwicklung zu einer ungerechtfertigten Veränderung der Priorisierung in der Entwicklung führt. Heute ist „mobile Usage“ wichtiger als früher, also besitzt die Darstellung auf mobilen Endgeräten die höchste Priorität in der Webentwicklung. Und „Desktop Usage“ rutscht quasi auf Platz 2. Dabei greift dieses Denken doch eigentlich viel zu kurz, denn die meisten Unternehmen (und vor allem Designer) schreiben sich Nutzer-Fokus und nicht Device-Fokus auf die Fahnen. Und an der Stelle kann man dann ruhig einmal Jeff Bezos zitieren, der richtigerweise sagt:
„Start with the customer and work backwards.“
Jeff Bezos
Und er hat Recht. Denn eine mobile Nutzung ist nicht nur durch einen kleineren Bildschirm bestimmt, sondern durch eine andere Nutzungssituation, andere Verhaltensweisen, andere Erfahrungen und auch andere Anforderungen. Und diese Dinge beeinflussen nicht nur das Design. Tatsächlich beeinflussen sie, wenn man mal ganz ehrlich ist, den gesamten Aufbau (Navigation, Struktur, Flow, etc.) einer Seite oder eines Angebots. Amazons berühmte „One-Klick-Bestellung“ kommt unter anderem daher.
Denn richtigerweise sollte man sich anschauen, wie der Nutzer in welcher Situation mit welchem Gerät vorgeht und was er erwartet. Daraufhin kann man UX Designs konzipieren und anfertigen. Vermutlich wird es Überschneidungen geben, aber streng genommen werden zwei unterschiedlich zu behandelnde Interfaces entstehen und keines davon übernimmt den Lead in der Entwicklung im Sinne von „mobile first“.
Ich vermute, ich werde keinen neuen Trend ausrufen, aber „mobile different“ wäre doch der eigentlich richtigere Entwicklungsgrundsatz. Natürlich ist das mehr Aufwand und man muss deutlich mehr Arbeit in Konzeption, Entwicklung und Wartung stecken. Das ist klar. Aber wir reden ja von User Experience und User Centricity an erster Stelle, daher finde ich den Satz von Jeff Bezos zwar sehr simpel , aber eben auch sehr treffend: Schau Dir den Nutzer an und dann designe entsprechend. Dabei gibt es so viel mehr zu beachten, als die Tatsache, welches Gerät er gerade in der Hand hält, denn in Zukunft wird ohnehin alles verschwimmen.
Daher: Bitte nicht mehr „mobile first“ als Credo nutzen, sondern sich auf „user first“ berufen und von dort weiterarbeiten!
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