NOVA Blog: 02. März 2020
Remote UX Research: Tests und Workshop von zuhause aus!
Kategorie: Methoden & Tools, Usability, Workshops
Derzeit kommt man nicht um die schlechten Nachrichten bzgl. der Wirtschaftslage herum. Punkt. Ob es in der Zeitung steht oder aus einer Rundmail des Unternehmens entnommen werden kann. Irgendwie muss man sich fragen: Wie geht es weiter? Im Fall von UX Research ist das natürlich irgendwie interessant und zwar aus zwei Gründen. 1. Es kostet Geld zu testen (irgendwie klar), und 2. man muss sich immer (!) mit Nutzern zusammensetzen, beobachten, diskutieren, verstehen. Wie geht das in Zeiten, in denen man Geld sparen möchte und der Nutzer möglicherweise kein Interesse an persönlichem Kontakt hat?
Remote Usability Tests
Über sowas denke ich an einem Sonntag Morgen nach. Ein guter Zeitpunkt vielleicht, um noch einmal die Möglichkeiten des Remote-Testings zu erläutern und Vor- und Nachteile aufzuzeigen. Jetzt wirkt einer der bisher bereits bekannten Vorteile wie der Weisheit letzter Schluss: Keiner muss reisen. Jeder kann zuhause (oder im Büro) bleiben. Super.
Remote bedeutet erst einmal nur: Nicht am gleichen Ort. Entfernt. Nun kann man sich überlegen, was genau man da machen kann. Bekannt sind bereits Remote-Usability-Tests für Apps und Websites. Das funktioniert inzwischen schon sehr gut, ein paar Dinge muss man jedoch beachten.
- Die Zielgruppe muss zumindest eine Mindestkenntnis vom Set Up haben, d.h. die Testperson weiß, wo man am Laptop das Mikrofon und die Kamera anschalten kann.
- Die Internetverbindung auf beiden Seiten sollte stabil sein.
- Interfaces und Prototypen können getestet werden, wenn nicht zu viel Erläuterung notwendig ist. Erklärungen, Fragen, Verhaltensbeobachtungen sind in einer realen Face-to-Face Situation leichter. Das ist in der Regel jedoch kein riesiges Problem, denn wenn man etwas zum Testen parat hat, ist es meist auch irgendwie verständlich.
- Die Zuverlässigkeit von Remote-Rekrutierung ist nicht die gleiche wie bei Labor-Tests. Häufig haben Nutzer dann spontan keine Zeit oder bleiben aus anderen Gründen dem Interview fern. Ich würde die Quote so auf 2/8 tippen (No Shows). Das ist aber nicht so schlimm, denn ebenso schnell ist wieder nachrekrutiert und man vergeudetet ja keine Zeit mit Warten im Labor, sondern arbeitet dann eben an etwas anderem – weil man ja eh im Büro sitzt. Ist also nicht ganz so schlimm, man sollte es einfach nur auf dem Schirm haben und entsprechend kommunizieren, falls Stakeholder involviert sind und gespannt vor den Bildschirmen warten.
Wenn Sie das beachten: Super Sache! Spart Zeit, Geld und man kann mit den Nutzern kommunizieren und deren Verhalten beobachten. Und das ganz ohne Infektionsrisiko.
Remote Workshops? Ein Gedanke.
Wir führen im Moment wirklich viele Workshops durch. Es ist sehr ergiebig, sich mit 15 bis 20 Nutzern, Kollegen oder Kunden eine Zeit lang einzuschließen, um an etwas zu arbeiten. Ich habe mich damit beschäftigt, ob es hier eine Alternative geben würde. Sagen wir mal, alle müssen irgendwie zuhause bleiben, aber man will auf die Idee des Workshops nicht verzichten. Was könnte man machen? Das ist nun wirklich nur ein Gedankenexperiment. Hier meine Idee.
Man lädt die Teilnehmer ein, einen gemeinsamen Tag vor dem Rechner zu verbringen (jeder vor seinem eigenen) und strukturiert den Tag sehr penibel durch. Ich denke, es ist wichtig, den Teilnehmern bewusst Zeit dafür zu geben, zwischendurch auch andere Dinge zu erledigen. Andere Dinge müssen einem knallharten Zeitplan folgen. Zwischen 09:00 und 09:30 müssen sich alle kurz vorstellen und der Moderator sagt ein paar Worte, wie der Tag abläuft. Danach gehen die Nutzer in Kleingruppen. Dafür sind bereits Chats/Skype-Sessions eingerichtet, die notwendigen Handy-Nummern, Namen und Kontaktdaten liegen den Teilnehmern vor. Diese werden nur (!) jeweils von den Kleingruppen genutzt. Ob die Teilnehmer dann direkt zusammenarbeiten, oder erst etwas anderes im Haushalt machen, ist egal. Wichtig ist nur, dass bis zum nächsten Zeitpunkt alles vorbereitet ist. Und um 11:30 kommen dann alle wieder zusammen und stellen ihre Ergebnisse vor. Es wäre ein Mix aus großer Runde (nur für Instruktionen), Gruppenarbeiten mit Chats, Telefonaten, Skype – was auch immer die Gruppen brauchen – und einer guten Anleitung und Struktur. Ich glaube, als Moderator muss man viel vorbereiten: Zugänge einrichten, Anleitungen schreiben, Links verteilen, etc. Und natürlich nimmt man an den inhaltlichen Diskussionen nicht teil, weil diese wirklich nur von den Gruppen erarbeitet werden. Aber es könnte funktionieren. Man muss eben nur sehr viel vorbereiten, weil man nicht individuell und spontan auf Dinge reagieren kann.
Aber man könnte auf diese Art einen Workshop schon durchaus innerhalb eines Tages hinbekommen. Es wäre natürlich etwas anderes, aber die Aspekte der Zusammenarbeit bleiben bestehen.
Falls es soweit kommt, stelle ich das noch einmal genauer vor. Und wer immer das mal ausprobieren möchte mit uns, gerne Bescheid sagen.
Aber bis dahin: Hoffen wir mal, dass wir uns bald wieder in die Augen schauen können, um UX Research und Ideation nach vorne zu treiben.
Sie sind an Remote Usability Tests interessiert oder wünschen einen persönlichen Termin? Gerne.
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