NOVA war wieder international unterwegs. Diesmal auf der uxinsight in Utrecht. An einem Workshop- und einem Konferenztag tauschen sich hier vor allem UX Researcher, aber auch UX Designer und Projektverantwortliche über all das aus, was die Branche aktuell bewegt. Im Fokus stehen vor allem neue Tools und Methoden sowie die Rolle und Kommunikation des UX Researchers im Unternehmen. Es geht darum, in einer noch vergleichsweise kleinen Gemeinde von Gleichgesinnten voneinander zu lernen und vor allem Strategien auszutauschen, wie das Mindset „User first“ in Unternehmen verankert werden kann.
Das UX auf dieser Veranstaltung eine Art Religion ist, wird direkt beim Betreten der Location klar: Eine Kirche aus dem frühen 20. Jahrhundert, die nun als Veranstaltungslocation genutzt wird. Hier bekommen die „UX-Jünger“ am ersten Tag in verschiedenen Workshops frische Ideen vermittelt.
Am Morgen treffen die ersten „UX-Jünger“ zum gemeinsamen Kaffee im Kirchensaal ein.
Die Workshops: Frische Ideen für die Kommunikation mit Stakeholdern und Nutzern
Aus einem Angebot von sieben Workshops kann jeder Teilnehmer zwei wählen. Ich habe mir morgens einen Workshop mit dem verheißungsvollen Titel „NCredible research – a strategic framework everyone can use“ ausgesucht. Gehalten wird der Workshop von twig + fish, den Entwicklern des Frameworks aus Boston.
Das „NCredible research framework“ dient dazu, alle Fragen, die im Unternehmen zum Nutzer auf der einen Seite und zu den Services und Produkten auf der anderen Seite kursieren, zu sortieren.
Abends besuche ich dann einen Workshop zum Thema „Design Fiction“. Diesmal geht es nicht um die Kommunikation mit Stakeholdern, sondern mit den Nutzern. Die anderen Teilnehmer und ich werden mit dunklen Zukunftsszenarien rund um die Themen Fakenews, Filter Bubbles und Informationsflut konfrontiert. Nun geht es darum, Services zu entwickeln, um diese dunkle Zukunft besser zu gestalten. Mit dieser Kreativmethode entwickeln wir schließlich Prototypen für die Nachrichten von morgen.
Im Workshop „Design Fiction“ werden u.a. Ideen für Services entwickelt, mit der eine Welt, in der Menschen nur noch in der Filter Bubble leben, „gerettet“ werden kann.
Die Konferenz: Von Gleichgesinnten und Branchengrößen lernen
Am zweiten Tag findet die eigentliche Konferenz in einer alten Fabrikhalle statt. In drei Tracks gibt es wieder die Qual der Wahl. Die Vortragenden kommen von Größen wie Spotify, Facebook oder Zalando, aber auch von lokalen niederländischen Unternehmen und Instituten sowie von Anbietern technischer Tools.
Besonders bleibt der Vortrag von Spotify hängen. Hier verschmilzt Data Science mit UX Research at its best. Die Testnutzer werden auf Grundlage der Nutzungsdaten von Spotify für Inhomes rekrutiert. Dem Sampling liegen verschiedene Nutzersegmente zugrunde, die auf den Nutzungsdaten basieren. Um die Nutzung nun in der Tiefe zu verstehen, werden die ausgewählten Nutzer in ihrem natürlichen Umfeld bei der Spotify-Nutzung beobachtet: Beim Lernen in der Bibliothek oder auch beim Kochen in der heimischen Küche.
Es geht darum, herauszufinden, wie die Nutzer Spotify im Alltag tatsächlich nutzen, in welchen Situationen sie Werbung wahrnehmen, überspringen und wann die Werbung sie stört. Es wird schnell klar: Hier macht ein Unternehmen frei von technischen und finanziellen Limitationen richtig guten Research! Zurecht kommt die Frage aus dem Publikum, wie UX Researcher in mittelständischen Unternehmen ein solches Projekt realisieren sollen. Die Vortragende ermutigt das Publikum, für UX Research im Unternehmen zu werben und den Mehrwert der Arbeit mit verschiedenen Datenquellen aufzuzeigen.
Spotify zeigt auf, wie mehrere Datenquellen mehrwertig genutzt werden können. Zalando setzt dagegen auf neue experimentelle Tools. Mithilfe von Facial Coding über die Webcam wird den Nutzern in einem Pilotprojekt aufgezeigt, welche Artikel sie emotional am meisten begeistert haben.
An zwei sehr erkenntnisreichen Tagen wird mir noch mal klar: Guter UX Research hat seinen Preis. Der Mehrwert ist aber umso höher, wenn man sich die Zeit nimmt, mit dem Nutzer zu sprechen, ihn bei der Nutzung von digitalen Produkten und Services beobachtet und die richtigen Tools einsetzt, um das Verhalten des Nutzers auf mehreren Ebenen und vor allem in der Tiefe erklären zu können. Dieser Mehrwert muss aber erst einmal im Unternehmen kommuniziert und das richtige Mindset geschaffen werden. Genau hier ist es für die wachsende UX-Gemeinde wichtig, Erfahrungen und Cases auf Konferenzen wie der uxinsight auszutauschen, um gemeinsam die „Religion“ UX in die Welt zu tragen!
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Spezialgebiet: Mobile UX, Tools, Quantitative UX Methoden
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