NOVA Blog: 10. Oktober 2017
Usability und UX für die Automotive Branche: Familie Novas Geschichte.
Die Ansprüche an das Automobil haben sich gewandelt. Familie Nova wagt den Schritt weg von ihrem alten Kombi hin zu einem Gefährten, der die Fahrt mit Entertainment und Assistenzsystemen attraktiver macht. Wie sich ihre Ansprüche geändert haben und welche Usability Probleme das verursachen kann, erfahren Sie in unserer kleinen User Story.
Es war einmal ein Auto.
Norbert Nova hat einen alten Kombi. Er ist bisher zufrieden damit gewesen. Er kann damit sicher und meist schnell zur Arbeit fahren. Auch für seine wöchentlichen Großeinkäufe mit seiner Frau Nora ist genügend Platz. Ganz pragmatisch kann er seine alltäglichen Fahrten erledigen.
Auf dem Weg zur Arbeit hört er inzwischen meist Radio. Früher hat er immer eine CD im CD-Player gehabt, die ihm gelegentliches Warten im Feierabendverkehr angenehmer gemacht hat. Aber nachdem die CDs mehrmals durchgelaufen waren, hingen sie ihm schnell aus den Ohren raus. Inzwischen kauft er auch kaum noch neue CDs. Zuhause hört er über einen Streaming-Anbieter. Im Auto ist er auf das Radio umgestiegen.
Für Fahrten zu unbekannten Orten nimmt er stets ein Navigationsgerät mit ins Auto. Neulich ist er beispielsweise mit seinem sechsjährigen Sohn Lukas an einen See gefahren. Dabei hat sich das Navi von der Windschutzscheibe abgelöst. Nora konnte es gerade noch fangen. Das passiert häufiger. Ganz schön nervig! Norbert liebäugelt bereits mit einem neuen Auto mit eingebautem Navi und Entertainmentpaket.
Das Auto als Erlebniswelt.
Nachdem Norbert Nora von der Anschaffung eines neuen Autos überzeugen konnte, zieht Familie Nova los, um sich ein neues Auto anzusehen. Es soll ein großer SUV werden, in dem alle viel Platz haben und auch wieder genügend Stauraum für den Einkauf oder einen Familienurlaub ist.
Einen besonderen Blick wirft Norbert jedoch auf die Ausstattung des Innenraumes. Er ist ganz überwältigt: Im Bordcomputer ist nicht nur ein Navigationsgerät verbaut (das lästige Anbringen des alten Gerätes ist endlich Geschichte!), er kann auch sein Smartphone damit verbinden und über das Internet seine eigenen Playlists mit der App des Streaming-Anbieters abspielen.
Nützliche Verkehrsinformationen und Informationen über seine Fahrweise erhält er ebenso live über den Bordcomputer. Tempomat, Einparkhilfe, Spurhalteassistent und weitere Assistenzsysteme erleichtern ihm die Fahrt. Ein Staupilot fährt für ihn im feierabendlichen Stop-and-Go-Verkehr an, bremst automatisch ab und hält den richtigen Abstand. Das macht die Fahrt viel angenehmer.
Über eine Freisprechanlage kann er Nora anrufen, um sie zu fragen, ob er auf dem Nachhauseweg noch etwas für das Abendbrot besorgen soll. Seinen Sohn kann er zudem auf dem Rücksitz mit Zeichentrickfilmen auf einem Bildschirm auf der Rückseite des Beifahrersitzes längere Fahrten versüßen. – Ganz schön beeindruckend, aber auch ganz schön viel Technik und viel mehr Knöpfe als in seinem alten Kombi!
Einmal zu lang in der Playlist gesucht und dabei auf den Bordcomputer geschaut oder an den Einstellungen der Assistenzsysteme gespielt und ein Auffahrunfall ist gebaut:
Das Fahrerlebnis wird zum Albtraum!
Veränderte Bedürfnisse, aber Ablenkung überall!
Diese kleine Geschichte zeigt: Auf das Auto bezogene Bedürfnisse und Präferenzen haben sich gewandelt. Das Auto ist heute mehr denn je nicht mehr nur ein praktisches Gefährt bei dem es auf PS, Verbrauch oder Stauraum ankommt, sondern wird zunehmend zum Erlebnisraum und Gefährten. Beispielsweise möchte der Nutzer von heute auf seine Streaming-Playlists auch im Auto zugreifen können und so seine Mediennutzungsgewohnheiten ausleben.
Ausgiebige Ausstattung mit Entertainment- und Assistenzsystemen verändern den Innenraum dabei grundlegend. Dies steigert zwar die User Experience, bringt aber auch Usability-Probleme mit sich, die die User Experience schnell wieder vermiesen oder sogar zur Gefahr machen können. Sind die Systeme nicht auch während der Fahrt intuitiv und schnell bedienbar, sind Ablenkungen und schlimmstenfalls Unfälle die Folge. Verschiedene Tests und Studien zeigen, dass Bordcomputer, aber auch Head-up-Displays zu Ablenkungen führen können [1] [2]. Laut einer Studie des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. entspricht die Ablenkung bei der Musiktitelsuche einem Alkoholisierungsgrad von 0,8 Promille. Die Bedienung des Navigationsgerätes sogar von 1,0 Promille. Als Lösungsansatz wird die Optimierung des User Interfaces angebracht [1]. Usability und User Experience Forschung ist für ein sicheres Fahrerlebnis daher unablässig.
Usability und User Experience Forschung für das Automobil.
Der Innenraum im heutigen Automobil muss das Spannungsverhältnis zwischen ansprechendem Design, der Sichtbarkeit von Funktionen und einer einfachen Bedienung ins Gleichgewicht bringen. Dazu gibt es unterschiedliche Ansätze wie die Verwendung von Multifunktionstasten am Lenkrad, die Steuerung des Bordcomputers über ein Drehrad oder über Touchinterface sowie die Verwendung alternativer Bildschirmkonzepte wie Headup- oder Lenkrad-Displays, die in A/B Tests evaluiert werden können. Neue Ansätze experimentieren auch mit Gesten- und Sprachsteuerung, wobei auch hier Studien auf Unterschiede im Ablenkungsniveau verschiedener Schnittstellen und Aufgaben verweisen, was User-Forschung beim Design von Systemen unabdingbar machen [3] [4].
Wir wollen mit unserer Expertise Ihr Cockpit zu einem sicheren User-Erlebnis machen. Unsere Usability-Experten testen für Sie Ihre Konzepte oder entwickeln Sie mit Ihnen auf Grundlage von User Forschung. Schon Papierprototypen können Aufschluss über die Wahrnehmung von Funktionen, Design und Einfachheit geben. Innovativ können wir die Usability und User Experience Ihres Innenraumkonzeptes auch mittels VR Clinics in einer computersimulierten Umgebung effizient testen. Unsere Eyetracking-Verfahren geben zudem Einsicht, in welchem Maße Ablenkungen durch die digitalen Systeme stattfinden.
Fragen Sie uns an und bringen Sie mit uns Ihr Innenraumkonzept ins digitale Zeitalter.
[1] Vollrath, M., Huemer, K., Nowak, P. & Pion, O. (2015). Ablenkung durch Informations- und Kommunikationssysteme URL: https://udv.de/de/publikationen/forschungsberichte/ablenkung-durch-informations-und-kommunikationssysteme
[2] Sun, Y., Wu, S. & Spence, I. (2015). The Commingled Division of Visual Attention. PLoS ONE 10(6): e0130611. doi:10.1371/journal.pone.0130611
[3] Döring, T., Kern, D., Marshall, P., Pfeiffer, M., Schöning, J., Gruhn, V., Schmidt, A. (2011). Gestural Interaction on the Steering Wheel – Reducing the Visual Demand. ACM 2011. Doi;: 10.1145/1978942.1979010
[4] Strayer, D. & Cooper, J. (2014). Talking to Your Car is Often Distracting. Apple’s Siri, Chevy’s Mylink and Others divert Attention from Driving. URL: https://archive.unews.utah.edu/news_releases/talking-to-your-car-is-often-distracting/
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